Antonius-Mitarbeiterin Laura Kaib schafft Sprung auf allgemeinen Arbeitsmarkt

Vor genau einem Jahr erlebte die Landesgartenschau Fulda ihre Hochphase. Was ist geblieben von dem Großevent? Beim Bistro g:artentreff, das Antonius zur LGS eröffnet hat, ging es von Beginn an um ein nachhaltiges Wirken in die Stadt hinein – für mehr Inklusion und Teilhabe, auch auf dem Arbeitsmarkt. Dies ist gelungen, wie die Entwicklung von Laura Kaib zeigt: Die 29-Jährige hat während der LGS in der Küche und im Service des g:artentreffs gearbeitet und ist nun, dank erfolgreicher Netzwerkarbeit, bei Nelles Catering eingestellt. Kein gewöhnlicher Schritt für eine junge Frau mit kognitiven Einschränkungen.

In der Küche von Nelles Catering duftet es nach frischgebratenen Zwiebeln. Laura Kaib bereitet hier gerade den Mittagstisch für die Bäckereifiliale von Papperts im Münsterfeld zu. In wenigen Stunden wird sie Pellkartoffeln, Backfisch und Spinat an die Gäste ausgeben – ein solides und mit viel Engagement zubereitetes Mittagessen.

Dass Laura Kaib hier arbeitet, ist keine Selbstverständlichkeit: Sie hat eine Lernbeeinträchtigung und Anspruch auf eine Tätigkeit in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung. Doch die 29-Jährige möchte keinen „Extrastatus“, sondern eine „echte“ Anstellung auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt. Mit ihrer Vollzeitstelle bei Nelles Catering ist dies nun gelungen. „Ich kann arbeiten und möchte meinen Beitrag leisten“, betont Laura Kaib. „Deshalb will ich langfristig nicht vom Staat leben, sondern ein ganz normales Gehalt verdienen.“

g:artentreff auf LGS als berufliches Sprungbrett

Mut gefasst für diesen Schritt hat sie im Netzwerk antonius. Nach Stationen in der Arbeitsschule Startbahn mit Unterstützung des Unternehmernetzwerkes Perspektiva hat Laura Kaib im LadenCafé am Severiberg als Servicekraft ihren Berufsweg in der Gastronomie begonnen. Im Frühsommer 2023 wechselte die junge Frau dann in den g:artentreff, das Bistro mit Biergarten von Antonius auf der Landesgartenschau.

„Der trubelige g:artentreff war eine ganz andere Nummer als das beschauliche LadenCafé“, berichtet Cindy Hölzer, Gastro-Leiterin bei Antonius. „Von Null auf Hundert haben hier alle Gas geben müssen, es war zum Teil sehr viel los und jeder Tag brachte neue Herausforderungen. Es war ein Arbeitsumfeld unter realistischen Bedingungen, das unseren Mitarbeitern sehr viel abverlangt hat, ihnen aber auch viele Möglichkeiten zur Entwicklung bot – quasi ein berufliches Sprungbrett in den Arbeitsmarkt.“

Wichtig zu wissen: Arbeitsplätze in den Gastronomien, die Antonius betreibt, sind sogenannte Außenarbeitsplätze – also ausgelagerte Werkstattstellen, auf denen sich Menschen mit Behinderungen erproben und je nach Eignung auf den Übergang zum allgemeinen Arbeitsmarkt vorbereiten können.

Mitarbeiterin Laura Kaib hat dieses Sprungbrett genutzt: Noch während der LGS hat sie zusammen mit ihrer Arbeitsassistenz Katharina Kreß den Plan entwickelt, auf den allgemeinen Arbeitsmarkt zu wechseln – um sich selbst weiter zu fordern und noch selbstbestimmter zu leben. Zeitgleich haben sich die LGS-Gastronomen – darunter Antonius und Nelles Catering – intensiv ausgetauscht mit dem Vorsatz, in Zukunft enger zusammenzuarbeiten.

„So kam es, dass Laura erst ein Praktikum bei uns gemacht hat und jetzt voll bei uns arbeitet“, erklärt Mario Höhne, Betriebsleiter bei Nelles. „Ich wollte sie von Anfang an haben, weil sie einen großen Willen zeigt, wissbegierig ist und viel Eigeninitiative besitzt. Solche Menschen auf ihrem Weg zu begleiten, sie zu fördern und ihnen etwas beizubringen, das ist für mich einfach das Schönste.“

Immer weiter lernen – für eine echte Lebensperspektive

Damit Laura Kaib sich im Job weiterentwickelt und möglichst bald auch eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung bei Nelles Catering aufnehmen kann, absolviert sie Ausbildungsbausteine. Das sind standardisierte Teilqualifikationen, die aus regulären Ausbildungsplänen abgeleitet sind und unter anderem von der IHK zertifiziert wurden. Immer einige Wochen lang widmen sich Laura Kaib und Mario Höhne einem bestimmten Thema, etwa Küchenhygiene oder Gemüseschneiden.

Zugleich wird Laura Kaib weiterhin vom Netzwerk Antonius begleitet, das auch den Arbeitgeber berät und unterstützt. All diese Maßnahmen gehören zum Berufswegekonzept bei Antonius, das – ausgehend von den Stärken jedes einzelnen – junge Menschen auf das Berufsleben vorbereitet.

„Laura lernt stetig dazu, leistet ihren Beitrag und gehört fest zu unserem Team“, resümiert Betriebsleiter Mario Höhne. „Wenn Großevents wie die RETTmobil oder das Fürstliche Gartenfest anstehen, können wir keine allzu große Rücksicht auf ihre Beeinträchtigungen nehmen – dann muss sie wie alle anderen auch Canapés belegen oder Wraps rollen. Wenn etwas mehr Luft ist, nehmen wir uns gerne die Zeit, um Aufgaben noch besser auf Laura abzustimmen oder an Themen zu arbeiten, bei denen es noch an Sicherheit und Routine fehlt.“

Cindy Hölzer und Mario Höhne sind sich einig: „In einer Küche oder in einem Café können die meisten Menschen etwas leisten – wenn sie an der richtigen Stelle eingesetzt und gut angelernt sowie begleitet werden. Somit sind die Gastronomiebetriebe von Antonius ein genialer Übergang in den Arbeitsmarkt. Die Betriebe profitieren – gerade in Zeiten des Fachkräftemangels – von exakt auf ihre Bedürfnisse passendem Personal und die Teams von mehr Vielfalt, das erleben wir täglich in unseren Partnerbetrieben.“ (pm) +++