Fachkräftemangel und Wirtschaftsflaute: ZUFALL setzt auf Vielfalt und Stärke

Die Kombination von Fachkräftemangel und Wirtschaftsflaute setzt auch der ZUFALL logistics group in Fulda zu. Trotzdem musste im letzten Jahr nur ein leichter Umsatzrückgang verzeichnet werden – dank Diversifikation der Geschäftsfelder. „Wir stehen für Verlässlichkeit, Kontinuität und sind starker Partner der Region“, versichert die Fuldaer Chefetage.

Niederlassungsleiter Michael Hamperl und Vertriebschef Holger Hamperl, beide auch Prokuristen im Unternehmen, empfangen mit Kirsten Kanne, Zentralleiterin Marketing & Kommunikation, zum Jahrespressegespräch im Industriegebiet Eisweiher. Der familiengeführte Transport- und Logistikdienstleister mit Hauptsitz in Göttingen beschäftigt insgesamt 2.100 Mitarbeiter, davon 772 in der Niederlassung Fulda, mit den Zentralbereichen sind es rund 1.000 vor Ort.

Der Dreiklang aus „People, Planet, Profit“ soll laut Michael Hamperl helfen, Herausforderungen aktiv anzugehen, denn: „Wir sind eine Branche, die den Planeten belastet. Ohne nachhaltiges Handeln und Eigeninitiative funktioniert es nicht“, ergänzt Holger Hamperl. „People“ dagegen heißt: ZUFALL ist ein Unternehmen aus der Region für die Region, vielfältiges soziales Engagement vom Unternehmernetzwerk Perspektiva über die Fuldaer Tafel bis hin zu Stipendien für Hochschüler soll etwas zurückgeben: „Wir sind ein besonderes Unternehmen, es geht nicht nur um Profit. Logistik ist ein harter Job, aber wir machen ihn mit Herz“, so Kanne.

„Ökologie und Ökonomie dürfen sich nicht beißen“

Im „Planet„-Bereich können vor allem die E-Lastkraftwagen der Marke Volvo, die zwischen den Unternehmens-Standorten pendeln, verzeichnet werden. 7,9 Millionen Euro wurden investiert, 3,78 Millionen Euro davon gefördert. Aber: „Ohne Förderung wäre das nicht möglich. Ein E-Lkw kostet immer noch das Dreifache eines Diesels.“ Zusätzlich wurde eine eigene Ladeinfrastruktur aufgebaut, die ZUFALL-Eigen-Immobilien werden mit PV-Anlagen ausgerüstet, eigene regenerative Energie erzeugt: „Ökologie und Ökonomie dürfen sich nicht beißen“, so Michael Hamperl.

Profit“ hieß im letzten Jahr vor allem die Übernahme der John Spedition in Eichenzell zum 1. August 2023. Die soll als eigenständige Marke und eigenständiger Standort innerhalb der ZUFALL logistics group erhalten bleiben. Synergien in der Verwaltung könnten genutzt werden, außerdem wolle man das Leistungsspektrum von John verstärken. Investitionen in IT-Systeme seien angesichts aktueller Angriffe auf Mittelständler der Region ebenso notwendig, so Michael Hamperl.

Kennzahlen 2023

Der Netto-Umsatz der Niederlassung in Fulda ist im Jahr 2023 um 2,3 Prozent gesunken, von 166,5 auf 162,7 Millionen Euro. Bei den beförderten Sendungen konnte dagegen leicht zugelegt werden, von 1.693.000 auf 1.702.000. „Fachkräfte sind die größte Herausforderung, aber wir müssen uns angesichts der aktuellen Situation auch fragen, wo die Wirtschaft hingeht. Wir brauchen in Fulda 2.500 Sendungen, darunter dürfen wir allein aus Auslastungsgründen nicht abrutschen. Die Kombination von Fachkräftemangel und Wirtschaftsflaute hatten wir allerdings noch nie. Allerdings ist das Jammern auf hohem Niveau: Wir sind breit aufgestellt und nicht so abhängig – das hilft, durch die Zeit zu kommen“, so Michael Hamperl.

Die Mitarbeiteranzahl in Fulda hat sich von 996 (2021) und 891 (2023) auf nur noch 772 verringert. Eine Recruiting-Kampagne mit dem Titel „HierBistDuWer“ soll helfen, Fachkräfte zu gewinne. Der ausgeprägte Mittelstand in der Region sei auch für ZUFALL wichtig – und umgekehrt: „Wir sind ein berechenbarer Partner. Was wir verdienen, lassen wir hier“, sagt Holger Hamperl. Die Goodyear-Schließung in Fulda dagegen betreffe ZUFALL nicht: Hankook und andere Reifenhersteller seien wichtiger für den Logistiker. (mau) +++